Südsudan



Sudan und Südsudan 'Wegweiser zur Geschichte

Hrsg.: Torsten Konopka


Sudan und Südsudan

'Wegweiser zur Geschichte


Im Sommer 2011 erlangte der Südsudan nach einem der längsten und blutigsten Bürgerkriege auf dem afrikanischen Kontinent seine Unabhängigkeit vom Sudan. Doch auch nach der Abspaltung herrschte in beiden Ländern kein dauerhafter Frieden. Der Südsudan selbst schlitterte im Dezember 2013 in einen Bürgerkrieg katastrophalen Ausmaßes. Zwar sind es vor allem die Nachbarstaaten, die die Initiative für Friedensbemühungen für beide Länder ergriffen haben, doch sind die Vereinten Nationen mit nicht weniger als drei Missionen in den beiden Staaten vertreten. Der offensichtlichste Grund für das Engagement der UNO ist der Schutz der Zivilbevölkerung. In einem Kontext, in dem rivalisierende bewaffnete Gruppen ungestraft Menschenrechtsverletzungen in großem Maßstab begehen, ist dies eine gewaltige Herausforderung. Die Vereinten Nationen haben auch maßgeblich zur Unterstützung der Vermittlungsbemühungen und zum Aufbau nationaler Institutionen im Südsudan beigetragen. Es ist klar, dass beide Länder noch viele Jahre lang internationale Hilfe benötigen werden, um sich vollständig von den verheerenden Auswirkungen des Konflikts zu erholen.


Die Bundeswehr beteiligt sich derzeit an zwei UN-Friedensmissionen - UNAMID in Darfur, Sudan, und UNMISS im Südsudan. Diese Einsätze sind Teil der Bemühungen der Bundesregierung, einen Beitrag zum internationalen Frieden und zur Sicherheit zu leisten. Die Beteiligung der Bundeswehr an UN-Friedensmissionen hat eine lange Tradition, die mit den aktuellen Einsätzen im Sudan fortgesetzt wird. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hat einen Leitfaden zu diesen beiden Missionen herausgegeben, der einen Überblick über die wichtigsten historischen Ereignisse und Themen zu den beiden Ländern gibt. Der Leitfaden wurde von ausgewiesenen Sudan-Experten verfasst und ist ein wichtiges Hilfsmittel zum Verständnis der aktuellen Konflikte im Sudan.


Konfliktlandschaften des Südsudan. Fragmente eines Staates

Jan Pospisil


Konfliktlandschaften des Südsudan

Fragmente eines Staates


Trotz der Bemühungen um den Aufbau eines friedlichen Staates nahm das erste Jahrzehnt der südsudanesischen Staatlichkeit einen gewaltsamen Verlauf. Im Dezember 2013 schlitterte der Südsudan in einen blutigen Bürgerkrieg, der sich eher zu einem Sammelsurium komplex verschachtelter Konfliktlandschaften als zu einem einheitlichen Konflikt mit klar definierbaren Parteien entwickelte. In analytischen Vignetten, die verschiedene Regionen sowie die nationalen und internationalen Dimensionen des Bürgerkriegs untersuchen, gibt Jan Pospisil einen Einblick in die südsudanesische Konfliktrealität. Pospisils Analyse zeigt, dass der südsudanesische Bürgerkrieg am besten als ein Produkt der einzigartigen Geschichte, der sozialen Struktur und der geopolitischen Lage des Landes zu verstehen ist. Die Wurzeln des Konflikts lassen sich bis in die koloniale Vergangenheit des Landes zurückverfolgen, als Großbritannien die Region in Nord- und Südsudan aufteilte. Diese Teilung führte zu tiefen Gräben zwischen den beiden Regionen, die durch die britische Politik, die den muslimischen Norden gegenüber dem animistischen und christlichen Süden bevorzugte, noch verschärft wurden. Diese Spaltungen führten schließlich zu einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg, der erst mit der Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011 endete. Die Unabhängigkeit brachte jedoch kein Ende der Gewalt mit sich. Stattdessen änderte sich lediglich die Art des Konflikts, nämlich von einem Kampf um die Unabhängigkeit zu einem Kampf um die Kontrolle über den neuen Staat. Pospisils Analyse bringt die dringend benötigte Klarheit in einen komplexen und oft verwirrenden Konflikt. Sie ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die verstehen wollen, was im Südsudan wirklich passiert.


Reise Know-How Landkarte Sudan, Südsudan (1:1.800.000)

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Kontext und Bedeutung des Südsudans in Afrika


Der Südsudan, ein Binnenstaat in Ostafrika, ist ein Land voller Kontraste und Herausforderungen. Als jüngster Staat der Welt, der erst 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangte, steht der Südsudan im Fokus regionaler und internationaler Aufmerksamkeit. Mit einer Fläche von 644.329 km² und einer Bevölkerung von über 11 Millionen Menschen verfügt der Staat über bedeutende natürliche Ressourcen, darunter Erdöl, und ist reich an kultureller und ethnischer Vielfalt. 


Die Bedeutung des Südsudans in Afrika lässt sich nicht nur an seinem Potenzial und seinen Ressourcen ablesen, sondern auch an den Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist. Der Südsudan ist geprägt von einer Geschichte der Konflikte, des Bürgerkriegs und der politischen Instabilität, die bis heute anhält. Trotz seiner natürlichen Reichtümer gehört der Südsudan zu den ärmsten Ländern weltweit, gezeichnet von humanitären Krisen, einer hohen Analphabetenrate und einem Mangel an grundlegenden Dienstleistungen. 


Die politische Geschichte des Südsudans ist von einem langen Streben nach Selbstbestimmung und Autonomie gekennzeichnet.


Der Weg zur Unabhängigkeit war durch zwei verheerende Bürgerkriege gepflastert, die Millionen von Menschenleben kosteten und zu massiven Flüchtlingsbewegungen führten. Die Unterzeichnung des Friedensabkommens von 2005 und das anschließende Referendum im Jahr 2011 markierten schließlich den Beginn einer neuen Ära für die Menschen im Südsudan.


Der Südsudan befindet sich heute an einem kritischen Punkt seiner Entwicklung. Die Erhaltung des fragilen Friedens, die Stärkung der staatlichen Institutionen und der Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft sind entscheidend für die Zukunft des Landes. Die internationale Gemeinschaft, darunter auch die Schweiz, spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Südsudans auf dem Weg zu Stabilität und Prosperität. 


Die zentrale Lage des Südsudans in Afrika und seine Grenzen zu sechs anderen Staaten, darunter Äthiopien, Kenia und Uganda, unterstreichen die geostrategische Relevanz des Landes und die Notwendigkeit regionaler Kooperation und Sicherheit. Die Beziehungen des Südsudans zu seinen Nachbarn und die Einbindung in regionale Bündnisse wie die Intergovernmental Authority on Development (IGAD) sind daher von großer Bedeutung für die Sicherung des Friedens und die Förderung der regionalen Integration.


Angesichts dieser komplexen Ausgangslage ist es von zentraler Bedeutung, den Kontext und die Signifikanz des Südsudans in Afrika zu verstehen, um geeignete Strategien und Maßnahmen zur Unterstützung des Landes zu entwickeln. Der Südsudan steht am Scheideweg, und die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, werden die Zukunft des Landes und seiner Bevölkerung prägen.Historischer Überblick: Von der Kolonialzeit bis zur Unabhängigkeit


Die Geschichte des Südsudans ist geprägt von Fremdherrschaft, Konflikten und dem langen Kampf um Selbstbestimmung.


Mit der Ankunft der türkisch-ägyptischen Herrschaft im 19. Jahrhundert begann eine Epoche, in der das Land und seine Menschen unter Fremdkontrolle standen. Die Sklavenjagden und die Eroberung durch den Norden hinterließen tiefe Wunden und schufen eine Kluft zwischen dem Süden und dem Norden des heutigen Sudans. Die Einrichtung der Provinz Äquatoria in den 1870er Jahren und die späteren Bemühungen europäischer Mächte, insbesondere Großbritanniens, den Sklavenhandel zu unterbinden, veränderten die politische Landschaft des Südsudans nachhaltig.


Als Teil des Anglo-Ägyptischen Sudans von 1899 bis zur Unabhängigkeit des Sudans im Jahr 1956 erlebte der Südsudan eine Zeit, in der die britische Kolonialmacht die drei südlichen Provinzen - Bahr al-Ghazal, Upper Nile und Äquatoria - separat vom restlichen Land verwaltete. Diese Politik festigte die Unterschiede zwischen dem überwiegend muslimisch-arabischen Norden und dem christlichen und animistischen Süden. Die Spaltung vertiefte sich, als die britischen Kolonialherren Arabisch als Amtssprache im Norden und Englisch im Süden etablierten, was die kulturelle und sprachliche Trennung der beiden Landesteile weiter verstärkte.


Der erste Sezessionskrieg (1955–1972), ausgelöst durch die Meuterei von einheimischen Soldaten der Sudan Defence Force, mündete im Addis-Abeba-Abkommen, das dem Südsudan eine Autonomie gewährte. Doch der Frieden währte nicht lange. Die Wiedereinführung der Scharia im gesamten Sudan und die Aufhebung der Autonomie des Südens durch Präsident Numairi im Jahr 1983 führten zum zweiten Sezessionskrieg. Die Gründung der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) unter der Führung von John Garang und die Entdeckung von Erdöl im Süden verschärften den Konflikt weiter. Der Krieg, der bis 2005 andauerte, endete mit dem Friedensabkommen von Naivasha und legte den Grundstein für die Unabhängigkeit des Südsudans.


Die Übergangszeit bis zur Unabhängigkeit war geprägt von dem Aufbau autonomer Strukturen und der Vorbereitung auf das Referendum von 2011, in dem sich schließlich rund 99 % der abstimmenden Südsudanesen für die Unabhängigkeit vom Sudan aussprachen. Am 9. Juli 2011 wurde der Südsudan offiziell zum souveränen Staat, der die jahrzehntelange Herrschaft des Nordens abschüttelte und einen neuen Weg in die Selbstbestimmung einschlug.


Dieser historische Weg zur Unabhängigkeit war jedoch begleitet von zahlreichen Herausforderungen, darunter politische Instabilität, ethnische Konflikte und eine desolate Wirtschaftslage. Die anhaltende Auseinandersetzung um Ressourcen, insbesondere um das Erdöl, sowie um politische Macht und die ethnische Zugehörigkeit prägen bis heute die politische Landschaft des jüngsten Staates der Welt. Der Südsudan steht vor der Aufgabe, die tiefen Gräben seiner Vergangenheit zu überwinden und einen Weg für eine friedliche und prosperierende Zukunft zu ebnen.3. Politische Entwicklungen und Herausforderungen im Südsudan


Im Anschluss an die historische Betrachtung des Weges zur Unabhängigkeit und die damit einhergehenden Herausforderungen steht der Südsudan vor der immensen Aufgabe, eine stabile politische Ordnung zu etablieren.


 Die politischen Entwicklungen seit der Unabhängigkeit im Jahr 2011 sind geprägt von einer Kombination aus Hoffnung auf einen Neuanfang und ernüchternden Rückschlägen, die den jungen Staat in seiner Konsolidierungsphase erschüttern.


Die Gründung der Republik Südsudan war ein historischer Moment, der das Ergebnis eines langen und blutigen Konflikts mit dem Sudan darstellte. Die Freude über die Unabhängigkeit wurde jedoch schnell von den Realitäten der Staatsbildung überschattet. Trotz der Unterzeichnung eines umfassenden Friedensabkommens und der Einrichtung einer Übergangsverfassung, die Englisch als Amtssprache festlegte und die Bedeutung von Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand hervorhob, blieben fundamentale politische Differenzen bestehen.


Die Regierung unter Präsident Salva Kiir Mayardit, einem Dinka, und der Versuch, eine inklusive politische Landschaft zu schaffen, stießen auf ernsthafte Herausforderungen. Interne Machtkämpfe, ethnische Spannungen und ein Mangel an politischer Erfahrung bei vielen der neuen politischen Akteure führten zu einer fragilen Staatlichkeit. Besonders die Konflikte zwischen den größten ethnischen Gruppen, den Dinka und den Nuer, eskalierten und mündeten im Dezember 2013 in einen verheerenden Bürgerkrieg, der das Land erneut an den Rand des Zusammenbruchs brachte.


Die Auseinandersetzungen zwischen Präsident Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar, einem Nuer, die in einen Putschversuch mündeten, zeigten eine tiefe politische Spaltung auf. Eine Welle der Gewalt breitete sich über das Land aus, und trotz mehrerer Versuche, Friedensabkommen auszuhandeln und umzusetzen, blieb die Situation angespannt. Die Bildung einer Einheitsregierung und die Umsetzung des Friedensabkommens von 2018 stellen weiterhin eine Herausforderung dar, wobei Verzögerungen bei der Integration der rivalisierenden Streitkräfte und der Grenzziehung zwischen den Bundesstaaten zu Unsicherheit führen.


Die politische Lage im Südsudan ist weiterhin von einer Mischung aus fragilen Institutionen, Machtkämpfen und ethnischen Rivalitäten geprägt. Die Regierung steht vor der schwierigen Aufgabe, eine inklusive nationale Identität zu fördern, die Vielfalt der Bevölkerungsgruppen zu akzeptieren und eine gerechte Verteilung der Ressourcen, insbesondere der Erdöleinnahmen, zu gewährleisten. Die internationale Gemeinschaft, darunter die Schweiz, spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung und Begleitung des Südsudans auf dem Weg zu einer stabilen und dauerhaften politischen Ordnung.


Der Südsudan befindet sich an einem entscheidenden Punkt seiner politischen Entwicklung.


Die zukünftige Stabilität und Prosperität des Landes hängen maßgeblich von der Fähigkeit seiner Führung ab, die tief verwurzelten politischen und ethnischen Differenzen zu überbrücken, Vertrauen in staatliche Institutionen aufzubauen und den Weg für eine inklusive und friedliche Gesellschaft zu ebnen.4. Wirtschaftliche Aspekte: Ressourcen, Landwirtschaft und Handel


Der Südsudan, obgleich einer der jüngsten Staaten der Welt, ist geprägt von einer komplexen wirtschaftlichen Struktur, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen birgt. Die wirtschaftliche Basis des Landes ist überwiegend agrarisch, doch die Entdeckung von Erdölreserven hat zu einer Verschiebung der wirtschaftlichen Schwerpunkte geführt. 


Die Erdölindustrie ist zu einem dominierenden Sektor in der Ökonomie des Südsudans avanciert und trägt maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Die Erdölförderung und der damit verbundene Export sind zentrale Einnahmequellen für den Staatshaushalt. Allerdings ist die Abhängigkeit von Erdöleinnahmen eine zweischneidige Angelegenheit: Sie macht das Land anfällig für die Volatilität der Weltmarktpreise und verstärkt die Notwendigkeit einer diversifizierten Wirtschaft. 


Die Landwirtschaft ist eine weitere tragende Säule der südsudanesischen Wirtschaft. Trotz fruchtbarer Böden und günstiger klimatischer Bedingungen für den Anbau verschiedenster Kulturen wie Hirse, Mais, Erdnüsse und Maniok, bleibt die landwirtschaftliche Produktion weit hinter ihrem Potenzial zurück. Dies ist auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen, darunter ein Mangel an Infrastruktur, eingeschränkter Zugang zu Märkten, fehlende technologische Ressourcen und die Auswirkungen langjähriger Konflikte, die zu einer Fragmentierung der Anbauflächen geführt haben.


Der Handel im Südsudan ist eng mit den umliegenden Ländern verflochten. Als Binnenstaat ist das Land für den Export und Import von Waren auf die Infrastruktur der Nachbarländer angewiesen. Die Handelsbeziehungen sind daher von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Stabilität des Südsudans. Ein wichtiger Handelspartner ist der Sudan, über den ein Großteil des südsudanesischen Erdöls exportiert wird. 


Die sozioökonomische Entwicklung des Südsudans steht vor enormen Herausforderungen. Dazu gehören eine hohe Inflationsrate, die die Kaufkraft der Bevölkerung schwächt, ein schwach ausgeprägter privater Sektor und eine hohe Abhängigkeit von internationaler Hilfe. Darüber hinaus ist die wirtschaftliche Situation durch eine hohe Korruptionsanfälligkeit und die Konzentration wirtschaftlicher Macht in den Händen weniger Akteure geprägt.


Die Förderung des privaten Sektors, die Verbesserung der Agrarproduktion durch Investitionen in moderne Anbaumethoden und die Schaffung eines günstigen Investitionsklimas sind wichtige Schritte, um die wirtschaftliche Diversifizierung voranzutreiben und die Abhängigkeit von Erdölexporten zu verringern. Die internationale Gemeinschaft, einschließlich der Schweiz, unterstützt den Südsudan bei diesen Bestrebungen, um die Nahrungs- und Existenzsicherung der Bevölkerung zu gewährleisten und einen dauerhaften Frieden zu fördern.


Die zukünftige Entwicklung des Südsudans wird maßgeblich von der Fähigkeit abhängen, die vorhandenen Ressourcen effizient zu nutzen, die Landwirtschaft zu stärken und den Handel zu diversifizieren. Dies erfordert eine stabile politische Umgebung, die Investitionen in Infrastruktur und Bildung sowie eine transparente und inklusive Wirtschaftspolitik. Nur so kann der Südsudan sein Potenzial voll ausschöpfen und eine nachhaltige Entwicklung für seine Bevölkerung sichern.5. Soziale Strukturen und kulturelle Vielfalt: Ethnien, Sprachen und Traditionen


Die sozialen Strukturen und die kulturelle Vielfalt des Südsudans sind so reich wie dessen Geschichte komplex ist.


 Das Land ist Heimat einer beeindruckenden ethnischen Diversität, die sich in der Existenz von über 60 verschiedenen Ethnien widerspiegelt. Die größte Bevölkerungsgruppe bilden die Dinka, gefolgt von den Nuer und den Schilluk. Diese Völker sowie die zahlreichen kleineren ethnischen Gruppen tragen zu einem facettenreichen Mosaik an Kulturen, Sprachen und Traditionen bei.


Die Anerkennung der Vielfalt der Sprachen ist ein wesentlicher Aspekt des südsudanesischen Selbstverständnisses. Während Englisch die Amtssprache des Landes ist, sind alle einheimischen Sprachen als Nationalsprachen anerkannt. Dies schafft eine offizielle Plattform für die Bewahrung und Förderung der sprachlichen Vielfalt. Zu den am häufigsten gesprochenen Sprachen gehören Dinka, Nuer, Bari und Schilluk, die alle zur nilosaharanischen Sprachfamilie gehören. Doch auch die zentralsudanischen Sprachen sowie die Ubangi-Sprachen der Niger-Kongo-Familie, wie das Azande, sind in bestimmten Regionen verbreitet.


Die kulturelle Vielfalt des Südsudans zeigt sich nicht nur in seiner Sprachenvielfalt, sondern auch in seinen reichen Traditionen und Bräuchen. Traditionelle Tänze, Musik und Erzählkunst sind integraler Bestandteil der sozialen Interaktion und werden bei Festen, Zeremonien und bei der Vermittlung von Geschichte und Werten von Generation zu Generation weitergegeben. Der Südsudan ist auch bekannt für seine kunstvollen Körperbemalungen und Narbenschmuck, die bei manchen Ethnien als Zeichen des Übergangsritus oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe dienen.


Die sozialen Strukturen sind häufig patrilinear und patriarchalisch geprägt, wobei die Familie und der erweiterte Clan eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Gefüge einnehmen. Die Gemeinschaft basiert auf einem System von Verwandtschaft und gegenseitiger Hilfe, das auch in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit Bestand hat.


Jedoch stellen die sozialen und kulturellen Differenzen im Südsudan auch eine Quelle von Konflikten dar. Ethnische Spannungen, verstärkt durch politische und ökonomische Disparitäten, haben in der Vergangenheit zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt. Die Herausforderung für den Südsudan besteht darin, diese Vielfalt als Stärke zu begreifen und Mechanismen zu entwickeln, die Inklusion fördern und die Rechte aller kulturellen Gruppen schützen.


Die zukünftige Entwicklung des Landes wird maßgeblich davon abhängen, inwieweit es gelingt, die soziale Kohäsion zu stärken und die kulturelle Vielfalt als Grundlage für nationale Identität und Einheit zu nutzen. Dies erfordert eine anhaltende Anerkennung und Wertschätzung der verschiedenen Ethnien, Sprachen und Traditionen sowie die Förderung interkultureller Dialoge und Bildungsprogramme, die das Verständnis und den Respekt für die Vielfalt des Landes vertiefen.Zukünftige Perspektiven und internationale Beziehungen des Südsudans


Zukünftige Perspektiven


Die Zukunft des Südsudans steht im Zeichen zahlreicher Herausforderungen, birgt jedoch auch bedeutende Potenziale für eine positive Entwicklung. Die Stabilisierung des politischen Systems, die wirtschaftliche Diversifizierung und der Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur sind essenzielle Voraussetzungen für nachhaltigen Fortschritt. Es bedarf einer konsequenten Friedenskonsolidierung, die auf einer inklusiven Politikgestaltung basiert und alle ethnischen Gruppen des Landes einbezieht. Die Verwirklichung dieser Ziele setzt eine effektive Nutzung der vorhandenen Ressourcen voraus und erfordert eine umfassende Reform des Bildungs- und Gesundheitssystems. Darüber hinaus muss der Südsudan seine Kapazitäten im Bereich der Rechtsstaatlichkeit stärken, um die Grundlage für eine vertrauenswürdige und transparente Regierungsführung zu schaffen.


Internationale Beziehungen


Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die afrikanischen Nachbarstaaten und Organisationen wie die Afrikanische Union (AU) und die Intergovernmental Authority on Development (IGAD), bleibt ein zentraler Akteur im Friedensprozess des Südsudans. Die Unterstützung bei der Umsetzung des Friedensabkommens, der politischen Integration und der sozioökonomischen Entwicklung ist von erheblicher Relevanz. Die internationalen Partnerschaften des Südsudans, etwa mit der Europäischen Union und den Vereinten Nationen, sind für die Bereitstellung humanitärer Hilfe und Entwicklungsunterstützung unerlässlich.


Die bilateralen Beziehungen des Südsudans sind durch das Bestreben gekennzeichnet, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu intensivieren und Investitionen anzuziehen. Die Kooperation mit den erdölimportierenden Ländern, einschließlich der Verhandlungen über den Transport des Erdöls durch Pipelines, ist von strategischer Bedeutung für die Wirtschaft des Landes. Zudem ist der Südsudan darauf angewiesen, die Handelsbeziehungen mit den Nachbarländern zu stärken, um den Zugang zu internationalen Märkten zu verbessern und die Exportdiversifizierung zu fördern.


Ein besonderes Augenmerk gilt der Zusammenarbeit mit der Schweiz, die sich im Rahmen ihres Kooperationsprogramms auf Nahrungs- und Existenzsicherung, Schutz der Zivilbevölkerung und Menschenrechte sowie Friedensförderung und Konfliktlösung konzentriert. Die Schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) leistet einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen der südsudanesischen Bevölkerung und zur Stärkung lokaler Kapazitäten.


Ausblick


Der Ausblick für den Südsudan ist geprägt von der Notwendigkeit, die Beziehungen zu internationalen Partnern weiter auszubauen und die internationale Unterstützung im Einklang mit den nationalen Entwicklungszielen zu koordinieren. Eine stärkere regionale Integration, etwa durch die Mitgliedschaft in der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), könnte zusätzliche Impulse für wirtschaftliche Entwicklung und politische Stabilität geben. Der Weg in eine friedlichere und prosperierende Zukunft erfordert von den südsudanesischen Entscheidungsträgern Weitsicht, Engagement und den Willen zur Zusammenarbeit auf allen Ebenen.


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